
Regen, Regen, Regen auf der Kieler Woche - am Sonntag endlich um 8h morgens starteten 14 Yachten bei strahlender Sonne zur 1. Etappe des Hanse Race nach Schweden. Gemeinsam mit der RVS veranstaltete die German Offshore Owners Association dieses 80 Seemeilen Rennen nach Warnemünde gleichzeitig als Zubringer-Regatta zur Deutschen Meisterschaft im Seesegeln. Die Besonderheit: Es gibt gab keine spezielle Wettfahrtleitung, der Start erfolgte in der Strander Bucht, in dem eine teilnehmende Yacht als "Pfadfinder" an der Starttonne zwischen dieser und ihrem Heck auf einem Kurs von 45Grad zu Hauptkurs ein "Tor" öffnete, durch welches die anderen Teilnehmer passieren mussten, um zu starten.
Ebenso fehlt die Wettfahrtleitung am Ziel, die Teilnehmer müssen mit ihrem Smartphone lediglich das GPS anschalten, das Einfahrtsfeuer auf der Warnemünder Außenmole fotografieren und per App an den Sailbook.org Server senden. Dieser zeichnet aus den Fotos auf einer Seekarte einen Track und übernimmt die Zielzeit automatisch. Die vorläufigen Ergebnisse stehen damit sofort online auf www.hanserace.org zur Verfügung.
Kiel stand damit in diesem Jahr besonders im Zeichen von innovativen Softwareentwicklungen für den Segelsport, SAP setzte intensiv auf den Jollenbahnen Tracker ein, um die Wettfahrten live an Großbildschirmen verfolgen zu können. Nach dem Rennen gab es präzise Analysen und Statistiken für jedes einzelne Boot, beispielsweise konnte die Anzahl der Wenden oder der Speed an der Startlinie im Verhältnis der Konkurrenz analysiert werden.
Volker Andreae, Vorsitzender der German Offshore Owners Association, sieht bereits die Zukunft auf den Regattabahnen durch die Google Brille Glass, auch für die Jollenbahnen: Regattatonnen und das mühsame Auslegen der Bahn könne man sich in Zukunft wahrscheinlich mit einer derartigen Brille ersparen, weil diese über ihr Prisma virtuelle Tonnen einblenden kann, um die der Kurs führt. Für Frühstarts müsste man sich auch schon sehr dumm anstellen, da die Distanz zur virtuellen Startline genau eingeblendet wird. Das Beste aber: Die Wettfahrtleitung muss nicht mehr auf's Wasser, sie kann irgendwo bei Kaffee an einem Computer sitzen und die Jury hat die exakten Daten von jedem Schiff, falls es doch noch zur Protestverhandlung kommen sollte.
Keine Science Fiction, sagt Andreae, wir arbeiten dran, Schritt für Schritt durch Einsatz von IT die Overhead Kosten zu senken und die Wartezeiten auf dem Wasser - etwa bei Bahnänderung - zu verkürzen. Die ersten virtuellen Tonnen gibt es bei Hochsee-Rennen schon längst, ob künftig alle Segler zu Brillenträgern werden, wird man sehen. Manche Brillen sollen auf dem Wasser auch Nachteile haben, etwa, wenn es nass wird. Immerhin, beim Hanse Race wurden die Kosten schon gegenüber vergleichbaren Etappen-Rennen um ca. 70% reduziert - ohne dass die Teilnehmer deshalb langsamer segeln mussten oder die Zeiterfassung ungenauer wäre.
Am Ende entscheiden die aktiven Segler über die Akzeptanz neuer Entwicklungen, die Zeit bleibt nicht stehen, die Generation Facebook lässt grüßen.
(C.M.)
Foto: Sonntag Morgen um halb Neun nach dem Start zur 1. Etappe Hanse Race (Tracker Foto)